Wien 1910
Jahr: 1943
Länge: 90 min.
Format: 1,37 : 1
schwarz-weiß
Wien, 7. – 10. März 1910. Die Nachricht, dass der zuckerkranke und fast blinde Bürgermeister Rudolf Forster (Dr. Karl Lueger) im Sterben liege, wird in der ganzen Stadt verbreitet. Der Hof ist darob froh, ebenso die jüdische Bevölkerung. Kommerzienrat Carl Kuhlmann (Josef Lechner) setzt auf sinkende Kurse der Anleihen der Stadt und verkauft lehr. Forster jedoch erscheint unerwartet im Gemeinderat, um den Entscheid über eine städtische Versicherungsanstalt zu erzwingen. Er bringt die Kurse der Gemeindeanleihen wieder nach oben, nimmt von seiner heimlichen Geliebten Lil Dagover (Maria Anschütz) Abschied und trifft sich mit seinem politischen Lieblingsfeind Heinrich George (Georg Ritter von Schönerer), der nicht wie Forster Österreich-Ungarn anhängt, sondern einem künftigen großdeutschen Reiche. Beide sind sich einig gegen den Hof, die Juden, die Sozialdemokratie und die Kapitalisten. Wegen der nunmehr gestiegenen Kurse ist Kuhlmann ruiniert und begeht Selbstmord. Am Abend des 9. März 1910 erscheint Forster noch zum jährlichen Ball der Gemeinde. Danach stirbt er.
Lueger, von Hitler verehrt, war eine Figur mit mehreren Gesichtern. Antisemit aus Kalkül, tat er viel für Wien und gewann die Zuneigung weiter Bevölkerungskreise – der Hof arrangierte sich widerwillig. Einer der seltenen Filme, in denen Rudolf Forster, der eine glaubwürdige Darstellung Luegers gibt, die Szene beherrscht und schauspielerisch den Ton angibt – der Auftritt Georges kommt erst am Ende. Diese Reverenz des NS-Regimes an Lueger, geschickt gemacht, ist selten zu sehen.
Mit Auguste Pünkösdy (Hildegard, Luegers Schwester), Rosa Albach-Retty (Rosa, Luegers Schwester), Otto Wilhelm Fischer (Karl Lechner), Otto Treßler (Graf Paar), Heinrich Heilinger (Dr. Geßmann), Harry Hardt (Dr. Weißkirchner), Alfred Neugebauer (Pumera, Kammerdiener), Eduard Köck (Professor Dr. Pupowatsch), Herbert Hübner (Dr. Viktor Adler), Karl Hellmer (Schmöger).