Und Nietzsche weinte
Irvin Yalom
Jahr: 2007
Länge: 97 min.
Format: 1,85 : 1
in Farbe
Wien 1882. Die kapriziöse russische Poetin Katheryne Winnick (Lou Salome) sucht den berühmten Physiologen Ben Cross (Dr. Joseph Breuer) auf, damit er dem Philosophen Armand Assante (Friedrich Nietzsche) helfe, der sich umzubringen drohe. Dessen seelisches Leiden könne jedoch nur unter dem Vorwand, dessen Kopfschmerzen zu behandeln, angegangen werden. Cross willigt ein und fängt den widerborstigen Assante mit einem Deal ein: während er dessen Kopfweh behandelt, soll Assante die seelischen Leiden von Cross angehen. Winnick, die das Werben von Assante abgewiesen hat, erwähnt er nicht. Assante befasst sich mit dem Hauptproblem von Cross: dessen Verhältnis zu seiner Ex-Patientin Michal Yannai (Bertha Pappenheim, Studienname: Anna O), die ihm Avancen machte und die er auf Wunsch seiner Frau Joanna Pacula (Mathilde Breuer) in andere Hände gab. Assante fühlt sich besser, wenn er Cross helfen kann; die beiden werden Freunde und sein Wahn, einsam sein zu müssen, schmilzt. Nur das Verhältnis zu Winnick verschlechtert sich; auch Cross verweigert ihr Auskunft. Doch Assante verlässt Cross und begibt sich wieder in Einsamkeit, um „Also sprach Zarathustra“ zu schreiben.
Die ahistorische Vermengung der Persönlichkeiten von Breuer und Nietzsche, der nicht in Wien lebte, führt zu einer bemerkenswerten Vermengung der Gedanken der Seelenforscher. Immerhin hat Lou Salome real später im Umfeld von Breuers Freund Sigmund Freud gearbeitet. Der Film liebt die Dekoration und die Deklamation – aber das tut seiner Attraktivität gut, denn nie versackt er allzu nah in der Seelenqual seiner Figuren. Eine bulgarisch geprägte Produktion, die leider nur begrenzte Auswertung fand. Sehenswert.
Mit Jamie Elman (Siegmund Freund), Andreas Beckett (Zarathustra), Rachel O’Meara (Frau Becker, Breuers Mitarbeiterin).