Opfergang
Alfred Braun
Jahr: 1944
Länge: 95 min.
Format: 1,37 : 1
in Farbe
Hamburg. Von einer Weltreise zurückgekehrt, verlobt sich der Senatorensohn Carl Raddatz (Albrecht Froben) mit seiner Cousine Irene von Meyendorff (Octavia Froben). Im Nachbarhaus von deren Familie an der Elbe wohnt die Finnin Kristina Söderbaum (Älskling Flodéen), sportlich und unternehmungslustig, aber heimlich todkrank. Raddatz reitet mit ihr aus. Die beiden verlieben sich ineinander. Nach längerem Aufenthalt in Düsseldorf, Raddatz und von Meyendorff sind inzwischen verheiratet, kehren sie nach Hamburg zurück. Von Meyendorff erkennt Raddatz Gefühle für Söderbaum; die liegt darnieder. Als eine Typhusepidemie ausbricht, holt Raddatz das heimliche Kind der Söderbaum, die kleine Gisela Klaas (Susanne) aus der gefährdeten Innenstadt und infiziert sich mit Typhus. Von Ferne und vom Pferd aus hatte er täglich die kranke Söderbaum gegrüsst; diese Rolle, in Verkleidung, übernimmt nun von Meyendorff. Söderbaum stirbt.
Dieser Film führt eine gediegene, morsch gewordene Patrizierwelt vor, er verbreitet in verblassten Agfacolorfarben eine subtile Stimmung des Untergangs, und in Frack und Zylinder ist auch Söderbaum akzeptabel. Und sie sagt, mit 25: „Man ist ihm immer nah, dem Tod“, und „Wir lieben einander – und es wird schlimm“. Bindings Novelle spielt in den 1890ern, Harlan ist zeitgenössisch – und der Tod spielt eine grössere Rolle. 2015 wurde der Film restauriert. Man sieht ihn in grosser Schärfe, die Farben sind nicht mehr blass, sondern angenehmes Pastell. Doch die Patina fehlt jetzt, Raddatz verliert an Sympathie, die transzendente Welt wird real. Ein Effekt wie beim restaurierten ‚Caligari‘ Film, wo jetzt die Pappmaché-Kulissen deutlich werden.
Mit Franz Schafheitlin (Mathias), Ernst Stahl-Nachbauer (Sanitätsrat Terboven), Otto Treßler (Senator Froben), Annemarie Steinsieck (seine Frau), Frida Richard (Frau Steinkemp, Susannes Pflegemutter), Ludwig Schmitz (der Ansager im Karneval).