Nacht fiel über Gotenhafen

1939. Sonja Ziemann (Maria Göritz), Ansagerin des Großdeutschen Rundfunks, macht mit ihrem Verlobten Gunnar Möller (Kurt Reiser) auf dem Kdf Dampfer „Wilhelm Gustloff“ eine Nordlandfahrt mit, als die Nachricht vom Kriegsausbruch eintrifft. Man heiratet rasch in Berlin, bevor Möller in den Krieg muss. Ziemann flüchtet aus der Wohnung der Schwiegereltern öfters zu ihrer Freundin Mady Rahl (Edith Marquardt), wo sie zu Sylvester 1943 ihren Urlaubsflirt Erik Schuman (Hans Schott) wiedertrifft. Rahl flieht vor einer Kriegsverpflichtung nach Ostpreussen; ein Beisammensein nach einem Luftangriff führt dazu, daß Ziemann von Schuman schwanger wird. Als sich endlich ein Besuch Möllers ankündigt, geht auch sie zu Rahl nach Laswethen in Ostpreussen, wo beide auf dem Gut von Brigitte Horney (Frau von Reuss), einer Generalswitwe, leben. Möller betreibt die Scheidung, Ziemann hingegen will Schott nicht sehen, der im nahen Gotenhafen stationiert ist. Januar 1945. Ziemann hat ihr Kind bekommen; russischen Truppen nähern sich und Horney, Ziemann und Rahl wollen nach Gotenhafen aufs Schiff. Möller, auf dem Rückzug schwer verwundet, stösst hinzu. Rahl wird von Rotarmisten erschossen. Horney, Ziemann und Möller landen auf der „Wilhelm Gustloff“, die Flüchtlinge und Soldaten nach Westen bringen soll. Schuman tut auf ihr als Offizier Dienst. Sie ist mit 6000 Passagier überfüllt, als sie endlich ausläuft. Doch ein russisches U-Boot torpediert sie. Horney gelangt in ein Rettungsboot; Ziemann findet treibend in eines. Möller und Schumann ertrinken in den Fluten, wie Tausende anderer.

Die grösste Schiffskatastrophe aller Zeiten lässt sich nicht wie die kleinere der Titanic darstellen. Mit der Einbettung in ein Familiendrama und in den Kriegsalltag der Deutschen gelingt Wisbar hier jedoch eine filmisch wirksame Umsetzung des Themas. Brigitte Horney, das wertvollste Aktivum auf der Besetzungsliste, hat aber recht, als sie angesichts des sinkenden Schiffes prophezeit, all das werde bald vergessen sein. Im Rahmen des Kriegsendgeschehens ist der Untergang der ‚Gustloff‘ heute kaum im Bewußtsein der Deutschen präsent. Sehenswert.

Mit Dietmar Schönherr (Gaston), Günther Pfitzmann (Obertleutnant Dankel), Erich Dunskus (Vater Marquard), Willy Maertens (Johannes Reiser), Edith Schultze Westrum (Mutter Reiser), Wolfgang Preiss (Dr. Beck), Tatjana Iwanow (Meta), Christine Mylius (Frau Rauh), Georg Lehn (Stationsvorsteher Pinkoweit), Marlene Riphahn (Frau Kubelsky, Schwarzhändlerin), Carla Hagen (Monika), Ursula Herwig (Inge).

Lied: „Alabama Song“; „Auch ein leichtes Mädchen hat’s nicht immer leicht“, Text und Musik: HansMartin Majewski