Mein Schulfreund

Regie:
Robert Siodmak
Autor:
Johannes Mario Simmel
Robert A. Stemmle
Vorlage:
"Der Schulfreund", 1959, St
Autor Vorlage:
Johannes Mario Simmel
Land: BRD
Jahr: 1960
Länge: 91 min.
Format: 1,37 : 1
schwarz-weiß

München, März 1944. Der Geldbriefträger Heinz Rühmann (Ludwig Fuchs) erlebt bei einem Bombenangriff mit, wie der Freund seiner Tochter Loni von Friedel (Rosi), getrieben vom Blockwart, den Tod findet. So schreibt er, widerwillig, an seinen Schulfreund aus Rosenheim, Hermann Göring, man solle den Krieg beenden. In dessen Vorzimmer tragen Alexander Kerst (Hauptmann Hans Albert Georg Sander) und Ernst Schröder (Hauptmann Kühn) ihn weiter, so daß der Volksgerichtshof ein Verfahren einleitet. Um Rühmann zu schützen, ordnet (Göring) an, er sei für unzurechnungsfähig zu erklären. Psychiater Hans Leibelt (Dr. Eugen Strohbach) tut dies gegen den Protest seines supernazistisch korrekten Assistenen Robert Graf (Dr. Walter Lerch). Rühmann kommt frei – und nutzt seinen “§ 51“ zu Freiheiten aus. 1945. Im Postamt erlebt Rühmann den Zusammenbruch. Arbeiten darf er nicht. 1948. Mit seinem Anwalt Wolfgang Reichmann (Dr. Dorn) sucht Rühmann Zeugen dafür, daß das damalige Gutachten nur befohlen war. Doch niemand von damals kann oder will ihm helfen. Von Friedel will mit ihrem Ehemann Dieter Cartinini (Hans Sonntag) nach Berkeley in USA, aber Rühmann kann nicht mit. 1958. Reichmann stiftet Rühmann an, auf einem Postamt zu randalieren. Rühmann kommt vor Gericht, wird neu untersucht, gilt nach neuer Untersuchung als normal und bekommt eine milde Strafe – und eine Gehaltsnachzahlung von 26.080 Mark seit 1944.

Rückkehrer Siodmak hatte einen distanzierten Blick und sortiert die Absurdität in kurze Segmente. Er nutzt die geschickten Konstruktionen des von der Nazi-Welt betroffenen Simmel und lässt in seinem Kleinbürger Rühmann, der sich ja nicht allzudeutlich vom System distanziert hatte, eine jämmerliche Welt erstehen – einschließlich der Schauspielkunst, wenn Rühmann zur Untersuchung den Irren mimt. Ein intelligenter Film, der das Interesse wachhält.

Mit Hertha Feiler (Frau Kühn), Mario Adorf (Adolf Niedermoser), Carsta Löck (Frau Wenzel), Alexander Golling (Krögelmeier), Helga Wiedenbrück (Frau Sander), Margaret Jahnen (Schwester Camilla).

Munich, March 1944. The money postman Heinz Rühmann (Ludwig Fuchs) witnesses during a bombing raid how the boyfriend of his daughter Loni von Friedel (Rosi), driven by the block warden, meets his death. So he writes, reluctantly, to his school friend from Rosenheim, Hermann Göring, that the war should be ended. In his antechamber, Alexander Kerst (Captain Hans Albert Georg Sander) and Ernst Schröder (Captain Kühn) carry him on, so that the People’s Court initiates proceedings. To protect Rühmann, (Göring) orders that he be declared insane. Psychiatrist Hans Leibelt (Dr Eugen Strohbach) does this against the protest of his super-Nazi correct assistant Robert Graf (Dr Walter Lerch). Rühmann is released – and exploits his „§ 51“ for liberties. 1945 Rühmann experiences the collapse at the post office. He is not allowed to work. 1948. With his lawyer Wolfgang Reichmann (Dr. Dorn), Rühmann looks for witnesses to prove that the report at the time was only ordered. But no one from back then can or wants to help him. Von Friedel wants to go to Berkeley in the USA with her husband Dieter Cartinini (Hans Sonntag), but Rühmann cannot go. 1958: Reichmann incites Rühmann to riot at a post office. Rühmann comes to court, is re-examined, is deemed normal after a new examination and receives a lenient sentence – and back pay of 26,080 marks since 1944.

Returnee Siodmak had a detached view and sorts the absurdity into short segments. He uses the skilful constructions of Simmel, who was affected by the Nazi world, and allows a pathetic world to emerge in his petit bourgeois Rühmann, who had not distanced himself too clearly from the system – including the acting when Rühmann mimes the madman for the investigation. An intelligent film that keeps the interest alive.