Jud Süss – Film ohne Gewissen

Regie:
Oskar Roehler
Autor:
Klaus Richter
Michael Esser
Oskar Roehler
Franz Novotny
Vorlage:
"Ich war Jud Süss", 2000, Bio
Autor Vorlage:
Friedrick Knilli
Land: BRD
Jahr: 2010
Länge: 110 min.
Format: 1,85 : 1
in Farbe

Berlin 1940. Der Schauspieler Tobias Moretti (Ferdiand Marian) ist mit der jüdischen Ex-Schauspielerin Martina Gedeck (Anna Marian) verheiratet und hat den jüdischen Schauspieler Heribert Sasse (Wilhelm Adolf Deutscher) bei sich versteckt. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Moritz Bleibtreu (Dr. Joseph Goebbels) umschmeichelt Moretti, der erst später den Grund dafür erfährt: Moretti soll die Titelrolle in den Film ‚Jud Süss‘ spielen, den Bleibtreu mit Regisseur Justus v. Dohnányi (Veit Harlan) vorbereitet und der antijüdische Stimmung im Lande erzeugen soll. Moretti lehnt die Rolle ab, spielt sie aber dann doch. Sasse wird abgeholt, und Moretti kann ihn während der Dreharbeiten als Komparse beschäftigen. Gedeck will nach der Premiere in Venedig mit Moretti in die USA, aber Moretti bleibt für die Berliner Premiere in Deutschland. Gedeck wird verhaftet, als Moretti auf Tournee mit dem Film defätistischen Charakter entwickelt. Der Film hetzt tatsächlich das Volk gegen die Juden auf. Moretti wird dessen Zeuge. Nach dem Krieg: Moretti, um eine Arbeitserlaubnis bemüht, trifft bei einem Fest Sasse, der ihm berichtet, Gedeck sei vergast worden und sich mit ihm schlägt. Volltrunken, steuert Moretti seinen Wagen gegen einen Baum und stirbt.

Ob es klug war, bei diesem Thema Marian eine jüdische Frau und einen protegierten jüdischen Kollegen anzudichten, ist offen. Aber die dramatischen Möglichkeiten, die man sich eröffnete, bleiben ungenützt. Roehler verlässt sich auf seine Schauspieler, die gut sind und noch hätten besser sein können, hätte die apathische Regie sie unterstützt. Über den Stoff des ‚Jud Süss‘, den Film und seine Entwicklung erfährt man bemerkenswert wenig.

Mit Armin Rohde (Heinrich George), Anna Unterberger (Britta, Hausmädchen), Ralf Bauer (Fritz Hippler), Martin Feifel (Knauf), Paula Kalenberg (Kristina Söderbaum), Milan Peschel (Werner Krauss), Erika Marozsán (Vlasta), Fanny Altenburger (Maria Marian), Rolf Zacher (Erich Engel), Robert Stadlober (Lutz), Martin Butzke (Malte Jäger), Gerhard Liebman (von Remchingen), Lena Reichmuth (Magda Goebbels), Waldemar Kobus (Herr Frowein), Gudrun Landgrebe (Frau Frowein), Johannes Silberschneider (Hans Moser).