J’accuse
Jahr: 1919
Länge: 166 min.
Format: 1,33 : 1
schwarz-weiß
Orneval, Provence, 1914. Die Bevölkerung des Örtchens feiert das Fest von St. Jean Baptiste, aber man sieht eine Eule, was Unheil bedeutet. Der Poet Romuald Joubé (Jean Diaz) schreibt eine pazifistische Ode an die Sonne. Er liebt Marys Dauvray (Edith Laurin), die aber mit dem jähzornigen und brutalen Séverin-Mars (Francois Laurain) verheiratet ist – und der ist auf Joubé mißtrauisch und eifersüchtig. Der Krieg bricht aus. Séverin-Mars rückt ein. Beim ersten Besuch daheim schickt er Dauvray zu seinen Eltern nach Waldheim. Da fällt sie in die Hände der Deutschen. Nun rückt Joubé sofort ein. Séverin-Mars hält Dauvrays Verschwinden für eine Charade von Joubé, der sein Offizier im Feld wird. Doch als Joubé statt seiner einen gefährlichen Kundschaftsgang übernimmt, werden die beiden Freunde. Vier Jahre später. Joubé wird krank und kommt nach Hause. Er trägt seiner Mutter Louise Mancini (Mme Diaz) die Ode an die Sonne vor. Mancini stirbt beim Zuhören. Nachricht von Dauvray trifft ein. Doch später kommt sie nicht allein. Mit ihr ist die kleine Ang?le Guys (Ang?le), ihr Kind, das Ergebnis einer Vergewaltigung durch mehrere Deutsche. Das trifft ihren Vater Maxime Desjardins (Maria Lazare) so sehr, dass er mit unbekanntem Ziel abreist, um Rache zu nehmen. Vor Séverin-Mars, dessen Jähzorn man fürchtet, wird das Kind, das bei Joubé wohnt, erst geheimgehalten. Er hält es bald für ein Kind von Dauvray mit Joubé und verzeiht, als er aufgeklärt wird. Er will nicht ins Feld zurück und Joubé mit Dauvray zurücklassen. So kehrt auch Joubé zum Militär zurück und dient unter Séverin-Mars. Während der Kämpfe verfällt er dem Wahnsinn und kehrt heim. Severin-Mars stirbt. Daheim ruft Joubé den Ort zusammen und berichtet davon, die Toten kehrten wieder, um Nachschau zu halten, was auch tatsächlich geschieht. Danach klagt er sterbend in einem Gedicht die Sonne an, die nur zugesehen habe… Stummfilm.
Anders als die späteren grossen Antikriegsfilme nach dem ersten Weltkrieg wurde dieser noch in der Endphase des Krieges gedreht und hält sich mit Schlachtengetümmel sehr zurück. Gance berichtet, wie Krieg in das Leben der Menschen eingreift, im Feld und daheim, und bietet ein Seelendrama, das mit zurückhaltender Mimik durch seine blosse Inszenierung noch heute stark wirkt. Vielzitiert: die Toten, die am Ende in Massen zurückkehren, waren Soldaten, die wieder ins Feld mussten und dort grossen Teils geblieben sein dürften. Der Durchbruch des eigenwilligen Gance als Filmemacher, gefolgt von „Das Rad“ und „Napoleon“. 1937 dreht Gance eine Tonfassung des Stoffs. Zwischen 2006 und 2008 anhand des überlebenden Materials von Lobster Films restauriert.
Mit Ang?le Decori (Marie, Hauswirtschafterin bei Lazarae), Nader (der Koch).