J. Edgar

Washington 1963. Im Begriff, Martin Luther Kings Hotelzimmel abhören zu lassen, in Fehde mit der Regierung Kennedy, diktiert der langjährige Leiter des ‚Federal Bureau of Investigation‘, Leonardo DiCaprio (J. Edgar Hoover), dem Agenten Ed Wetwick (Smith) seine Memoiren. Aus seiner Sicht erzählt er aus dem Jahre 1919, in dem es Anschläge auf Senatoren und den Generalbundesanwalt Geoff Pearson (Mitchell Palmer) gab, wie er kurz darauf Leiter der Behörde wurde, ferner den Kampf gegen die Gangster der 20er Jahre und der Vergeblichkeit der Bemühungen, das entführte Baby von Josh Lucas (Charles Lindbergh) lebend zu finden, der Überführung des Täters mit neuen wissenschaftlichen Methoden. Wir erfahren, wie er vergeblich um Naomi Watts (Helen Gandy) warb und sie stattdessen seine lebenslange Sekretärin wurde. Wie sich die enge Beziehung zu seiner Mutter Judie Dench (Annie Hoover) gestaltete, und die Beziehung zu seinem Stellvertreter Armie Hammer (Clyde Tolson), eine homerotisch getönte Freundschaft. Wie er über hochgestellte Persönlichkeiten private Akten anlegte, die Watts nach seinem Tode (1972) zerstörte, damit Präsident Christopher Shyer (Richard Nixon) sie nicht erhalten sollte… Die These, dass die USA erst durch den 11. September 2001 zu einer neurotischen Nation geworden seien, widerlegt dieser Film. Hoover, der sein Imperium des Sammelns von Daten und des Kampfes gegen Kommunismus, Liberalität und Bürgerrechte nahezu 50 Jahre lang beherrschte und ausbaute, wird als hochneurotischer Charakter gezeigt. DiCaprio bietet eine glänzende schauspielerische Parforcetour, und Eastwood beginnt das Ganze als eine Lebenserinnerung: subjektiv, faktisch nicht verlässlich, aber in den Charakteren subtil und differenziert. Ein Schlüssel zum Verständnis der USA.

Mit David A. Cooper (Franklin Delano Roosevelt), Jessica Hecht (Emma Goldman), Ken Howard (Harlan Fiske Stone), Jeffrey Donovan (Robert Kennedy), Dermot Mulroney (Colonel Schwarzkopf), Damon Herriman (Bruno Hauptmann), Jamie LaBarber (Ginger Rogers), Lea Thompson (Lela Rogers).