Intoleranz. Die Tragödie der Menscheit

Originaltitel:
Intolerance
Regie:
David Wark Griffith
Autor:
David Wark Griffith
Land: USA
Jahr: 1916
Länge: 122 min.
Format: 1,33 : 1
schwarz-weiß

1. Eine Stadt im Westen der USA. Die Mühle von Sam de Grasse (Jenkins) gerät in die Krise, als de Grasse sein gesamtes Geld in die „moralischen“ Aktivitäten der „Jenkins Foundation“ steckt. Das bedeutet 10 % Gehaltskürzung für die Mitarbeiter und darauffolgend: Streik. Viele Arbeiter verlassen den Ort, so auch Robert Harron (der Junge) und Mae Marsh (das Mädchen), die einander in New York wiedertreffen. Doch Harron schließt sich dort der „Musketier-Bande“ an, und kommt nach der Hochzeit dann ins Gefängnis, als er sich von der Gang lossagen möchte. Die Moralschwestern nehmen Marsh ihr Kind von de Grasse weg; als Harron zurückkommt, erlebt er, wie Walter Long (Chef der Musketier-Bande) sich Marsh nähert und von seiner eifersüchtigen Freundin Miriam Cooper eschossen wird. Harron gilt als Täter und wird zum Tode verurteilt; in letzter Sekunde outet sich Cooper als Täterin und Harron wird vom Gouverneur begnadigt.

Mit Fred Turner (Vater des Mädchens), Clyde Hopkins (Jenkins‘ Sekretär), Vera Lewis (Mary T. Jenkins), Tom Wilson (der freundliche Polizist), Ralph Lewis (Gouverneur).

2. 27 nach Christus. Howard Gaye (Christus) verwandelt auf der Hochzeit von Kana Wasser in Wein; er rettet Olga Gray (Maria Magdalena) davor, gesteinigt zu werden. Er wird festgenommen und vom römischen Gericht freigesprochen, aber die Menge fordert seine Kreuzigung.

Mit Lillian Langdon (Maria), Baron von Ritzau, Graf von Stroheim (zwei Pharisäer), Bessie Love (Braut von Kana), George Walsh (Bräutigam von Kana).

3. Paris 1572. Josephine Crowell (Katharina von Medici) überzeugt ihren Sohn Frank Bennett (Charles IX, König von Frankreich), dass die Hugenotten ausgerottet werden müssen. In der Bartholomäusnacht wird die junge Hugenottin Margery Wilson (Die Braunäugige) von einem Söldner verfolgt und stirbt.

Mit Spottiswoode Aitken (Vater der Braunäugigen), Ruth Handforth (Mutter der Braunäugigen), Eugene Pallette (Prosper Latour), A.D. Sears (der fremde Söldner), Maxfield Stanley (Duc D’Anjou), Georgia Pearce (Marguerite de Valois).

4. Babylon 539 vor Christus. Tully Marshall (der Hohepriester des Baal) fürchtet um den Verlust seiner Macht bei Prinz Alfred Paget (Belsazar), der treuhänderisch das Land regiert. Paget lernt auf dem Heiratsmarkt mit einer freundlichen Geste die junge Constance Talmadge (das Bergmädchen) kennen, die ihn seitdem vergöttert. Als Marshall sich mit dem feindlichen König George Siegmann (Kyros) verbündet, der die Stadt angreifen will, bekommt Talmadge das mit. Sie warnt Paget, doch zu spät: der Verrat von innen ermöglicht es Siegmann, der bisher daran gescheitert war, Babylon zu erobern.

Mit Elmer Clifton (der Raphsode), Seena Owen (Attarea, die geliebte Prinzessin), Loyola O’Connor (Attareas Sklave), Carl Stockdale (der König Nabonidus).

In ineinander verwobene Sequenzen erzählt und verbunden durch Lillian Gish (die Frau, die die Wiege schaukelt). Stummfilm.

Eindrucksvoll und wenig subtil in der Botschaft und in der Verbindung der einzelnen Geschichten für damalige Verhältnisse sehr anspruchsvoll. Nach dem finanziellen Scheitern der Gesamtfassung brachte Griffith zwei erweiterte Fassungen der Hauptepisoden, der „modernen“ und der „babylonischen“ Geschichte in die Kinos, „The Fall of Babylon“ und „The Mother and the Law“, beide 1919. Diese liefen auch als „Die Zerstörung Babylons“ und „Triumph der Liebe“ im Weimarer Deutschland. Der Film bleibt ein Meilenstein der Filmgeschichte und hat bis heute – in seinen verschiedenen Restaurierungen – eine starke Wirkung. Insbesondere die unverblümte Kritik an erzwungener „Moral“ in der damaligen US-Gesellschaft erstaunt.