In jenen Tagen

Regie:
Helmut Käutner
Autor:
Helmut Käutner
Ernst Schnabel
Land: D
Jahr: 1947
Länge: 107 min.
Format: 1,37 : 1
schwarz-weiß

Auf dem Schrottplatz, 1947. Gert Schaefer (Willi) und Erich Schellow (Karl) schlachten ein Auto aus. Als Schellow auf Schaefers Frage, was ein Mensch sei, keine Antwort weiss, erzählt das Auto seine Geschichte: Am 30. Januar 1933 war es ein Geschenk von Karl John (Peter Kayser) an Winnie Markus (Sybille) mit der Bitte, vom Gut nach Berlin zu kommen. Deshalb lehnte sie das urplötzliche Ansinnen von Werner Hinz (Steffen) ab, mit ihm nach Tampico zu kommen. Am Abend in Berlin, auf dem Weg in die Oper, werden John und Markus vom Marsch der SA zur Feier von Hitlers Ernennung zum Reichskanzler eingekeilt. Markus begreift Hinz‘ plötzliche Abreise und beschließt, doch mit ihm zu gehen. 1936: Komponist Hans Nielsen (Wolfgang Grunelius) verabschiedet sich von der Familie von Alice Treff (Elisabeth Buschenhagen). Zum Kummer der 15jährigen Gisela Tantau (Angela Buschenhagen) will er sie nicht auf seine Konzerttour nach Hannover mitnehmen. Gemeinsam mit Tantau holt er nach der Tour Treff von einer Reise nach Bremen ab. Tantau findet dabei Treffs Kamm auf dem Rücksitz des Autos, was sie bei einem Picknick aller am See mit Treffs Mann Franz Schafheitlin (Dr. Wolfgang Buschenhagen) fast verrät. Da erzählt Nielsen, seine Musik sei als ‚entartet‘ verboten worden. Betroffen geht man auseinander. 1938. In der Kleinstadt fahren der Rahmenhändler Willy Maertens (Wilhelm Bienert) mit seiner Frau Ida Ehre (Sally Bienert) mit dem Auto ins Gartenhaus. Dort schlägt ihm Ehre die Scheidung vor, weil das Geschäft der beiden sonst jüdisch wäre. Maertens lehnt ab; die beiden sind Zeugen der Reichskristallnacht. Im Gartenhaus nehmen sie sich das Leben. Berlin. Erica Balqué (Dorothea Wieland) fährt mit dem Auto zu ihrer Schwester Evi Gotthardt (Ruth), weil sie seit Tagen nichts von ihrem Mann gehört hat. Der war abgeholt worden. Die Gestapo ‚weiss nichts‘, aber Gotthardt gesteht ihrer Schwester, dass der Ehemann Kontakte zum Widerstand hatte, mit ihr ein Verhältnis unterhielt und sie nach Zürich nehmen wollte. Balqué verabschiedet sich von ihrer Schwester und erfährt von ihrem Bekannten Hermann Schomberg), dass ihr Ehemann ‚auf der Flucht‘ erschossen wurde. Auch sie wird abgeholt. Russland, auf dem Rückzug, 1942. Der Fahrer Hermann Speelmans (August Hintze) hat den neu angekommenen Leutnant Fritz Wagner mit dem Auto nachts weiterzubefördern. Er gerät unter Feuer von Partisanen und stirbt. Was aus dem Leutnant wird, bleibt offen. Berlin 1944. Das Auto wird von der Mechanikerin Ina Vermehren (Erna) ausgeborgt, um ihre alte Herrschaft Margarete Haagen (Baronin von Thorn) in Sicherheit zu bringen, deren Sohn am Attentat gegen Hitler beteiligt war. Aber der Polizist Franz Weber nimmt beide fest. Das Auto ist auf einem Bauernhof eingemottet und der Kradmelder Carl Raddatz will es fahrbereit machen. Dabei weckt er Bettina Moissi (Marie), eine schlafende Mutter auf der Flucht. Er nimmt sie und ihr Kind ein Stück Richtung Hamburg mit und verspricht, sie an ihrem Ziel, in Illingworth, zu besuchen.

Die besinnliche Filmskizze, darauf versteht sich Käutner meisterhaft. Hier gibt es bei den Menschen nicht charakterliches Schwarz oder Weiß, sondern Zwischentöne. Die Unmenschen werden nicht gezeigt – nur ihre Wirkung. Der erste Nachkriegsfilm Käutners nach seinem ebenso besinnlichen ‚Unter den Brücken‘, in dem die hier gezeigte Welt nicht vorkam.

Mit Erich Weiher (Überbringer des Wagens), Rudolf Jugert (Briefträger), Kurt Meister (Polizist, der Frau Wieland kontrolliert), Hans Mahnke (Posten Niginski), Erwin Geschonneck (Schmitt, Mechaniker).

In the junkyard, 1947. Gert Schaefer (Willi) and Erich Schellow (Karl) are cannibalising a car. When Schellow doesn’t know the answer to Schaefer’s question about what a human being is, the car tells its story: On 30 January 1933, it was a gift from Karl John (Peter Kayser) to Winnie Markus (Sybille) with the request to come to Berlin from the estate. Therefore, she refused Werner Hinz’s (Steffen) sudden request to come with him to Tampico. That evening in Berlin, on their way to the opera, John and Markus are hemmed in by the march of the SA to celebrate Hitler’s appointment as Reich Chancellor. Markus realises Hinz’s sudden departure and decides to go with him after all. 1936: Composer Hans Nielsen (Wolfgang Grunelius) says goodbye to Alice Treff’s (Elisabeth Buschenhagen) family. To the distress of 15-year-old Gisela Tantau (Angela Buschenhagen), he does not want to take her with him on his concert tour to Hanover. Together with Tantau, he picks Treff up from a trip to Bremen after the tour. In the process, Tantau finds Treff’s comb on the back seat of the car, which she almost reveals at a picnic all by the lake with Treff’s husband Franz Schafheitlin (Dr. Wolfgang Buschenhagen). Nielsen tells them that his music has been banned as ‚degenerate‘. They parted, shocked. 1938: In a small town, frame dealer Willy Maertens (Wilhelm Bienert) and his wife Ida Ehre (Sally Bienert) drive to the garden house. There Ehre suggests that he divorce her because otherwise their business would be Jewish. Maertens refuses; the two witness the Reichskristallnacht. They take their own lives in the garden house. Berlin. Erica Balqué (Dorothea Wieland) goes by car to her sister Evi Gotthardt (Ruth) because she has not heard from her husband for days. He had been taken away. The Gestapo ‚knows nothing‘, but Gotthardt confesses to her sister that the husband had contacts with the resistance, had an affair with her and wanted to take her to Zurich. Balqué says goodbye to her sister and learns from her acquaintance Hermann Schomberg) that her husband was shot ‚on the run‘. She too is taken away. Russia, on the retreat, 1942. The driver Hermann Speelmans (August Hintze) has to transport the newly arrived lieutenant Fritz Wagner by car at night. He comes under fire from partisans and dies. What becomes of the lieutenant remains open. Berlin 1944. The car is borrowed by the mechanic Ina Vermehren (Erna) to bring her old mistress Margarete Haagen (Baroness von Thorn) to safety, whose son was involved in the assassination attempt against Hitler. But the policeman Franz Weber arrests them both. The car is mothballed on a farm and the wheelman Carl Raddatz wants to make it roadworthy. In the process he wakes Bettina Moissi (Marie), a sleeping mother on the run. He gives her and her child a lift in the direction of Hamburg and promises to visit them at their destination, Illingworth.

Käutner is a master of the contemplative film sketch. Here, people are not characterised by black or white, but by shades in between. The brutes are not shown – only their effect. Käutner’s first post-war film after his equally contemplative ‚Unter den Brücken‘, in which the world shown here did not appear.