Im Labyrinth des Schweigens

Regie:
Giulio Ricciarelli
Autor:
Giulio Ricciarelli
Elisabeth Bartel
Land: BRD
Jahr: 2014
Länge: 118 min.
Format: 2,35 : 1
in Farbe

Frankfurt 1958. Der Auschwitz-Häftling Johannes Krisch (Simon Kirsch) sieht zufällig auf dem Schulhof eines Gymnasiums den Oberstudienrat Harmut Volle (Alois Kirsch), den er als Wärter in Auschwitz erinnert. Sein Freund André Szymanski (Thomas Gnielka) von der ‚Frankfurter Rundschau‘ will Anzeige erstatten, stösst aber auf Desinteresse und Ablehnung. Lediglich der junge Staatsanwalt Alexander Fehling (Johannes Radmann) beginnt zu ermitteln – und erfährt Hilfe vom Generalstaatsanwalt Gert Voss (Fritz Bauer). Fehling darf die Ermittlungen leiten und erhält Johann von Bülow (Otto Haller) als Helfer. Eine Liste möglicher Mörder (nur Mord kann noch verfolgt werden) aus dem Besitz von Krisch ist der Anfang, das Document Center der Amerikaner in Frankfurt hilft. Fehling kapriziert sich auf den KZ-Arzt (Josef Mengele), aber den reklamiert Voss für sich. Fehling kann erste Verhaftungen vornehmen: den Adjutanten des Lagerkommandanten, Udo Suchan (Robert Mulka) und den letzten Lagerkommandanten Thomas Hessdörfer (Richard Baer). Aber er gerät in eine Krise: er zerstört die Beziehung zu seiner Freundin Friederike Becht (Marlene Wondrak), deren Vater vom Polenfeldzug schwärmt, und erfährt, dass auch sein vermisster Vater in der Partei war. Er kündigt, aber seine Stelle bei einer Wirtschaftskanzlei gibt er nach wenigen Tagen auf. Er kehrt zur Staatanwaltschaft zurück. Der Film endet mit der Eröffnung des Ausschwitz-Prozesses im Dezember 1963.

Das verdienstvolle Werk von Ricciarelli versucht, Umfeld und Umstände zu verdeutlichen, warum die deutsche Justiz nichts tat, als die Verfolgung der NS-Verbrechen nahegelegen hätte, und deren Ermittlung zeitnaher möglich gewesen wäre. Stattdessen hat sie er später hochbetagte Greise vor Gericht gebracht, als sie in risikoloserem Umfeld den Kreis der Täter aus juristischer Sicht erweiterte. Ein szenische Dokumentation hätte nahegelegen. Die Mittel des Spielfilms sind nur die zweitbeste Lösung: Fiktion und Historie vermischen sich, die Authentizität der Frankfurter Nachkriegszenerie ist unkontrollierbar, die persönliche Krise der fiktiven Hauptfigur hat gegenüber dem Thema geringes Gewicht. Und im Spielfilm dieser Art stört der didaktische Ansatz, der oft unübersehbar ist. Dennoch: von hohem Interesse. Darstellerisch am Besten: Voss als Fritz Bauer.

Mit Hansi Jochmann (Erika Schmidt), Robert Hunger-Bühler (Walter Friedberg), Lukas Miko (Hermann Langbein), Robert Mika (Josef Bichinsky), Tim Williams (Major Parker).