Ihre große Prüfung

Direkt vom Bahnhof begibt sich die Lehrerin Luise Ullrich (Helma Krauss) an ihre neue Arbeitsstelle, das St. Veith Gymnasium. Dort berät das Lehrerkollegium unter Direktor Hans Leibelt (Thomas), um die Umstände des plötzlichen Todes ihres Vorgängers (Dr. Otto) aufzuklären – durch Vernehmung von Primaner Paul Bösiger (Martin Bruck). Der sagt nichts – und Ullrich belehrt das Kollegium, es habe gegen Bösiger nichts in der Hand. So wird es für sie schwer, in der Stadt akzeptiert zu werden, die unter dem Einfluß des alter Glorie nachtrauernden Arnold Paulsen (Ermer) steht. Auch die Oberprima, deren Klassenlehrerin sie ist, kann sie nicht leicht gewinnen. Sie kümmert sich um den verwaisten Lehrling Bösiger, und Tierarzt Hans Söhnker (Michael Clausen) kümmert sich um Ullrich. Die erklärt gegenüber Paulsen und seinem Elternbeirat, sie werde die Schule verlassen, wenn einer ihrer Schüler das Abitur nicht bestehe. Paulsens Freund, der autoritäre Studienrat Ernst Schröder (Dr. Rottach), wird von Ministerialrat Alfred Balthoff gehindert, Bösiger in Latein unfair zu prüfen. Alle bestehen.

Dysfunktionaler Film über Jugendprobleme: Es stellt sich heraus, dass es diese Probleme gar nicht gibt. Die aufsässige Klasse ist nicht aufsässig, ein Schüler, der meint, er werde Vater, wird es gar nicht, eine geheimnisvolle Auseinandersetzung mit einem verstorbenen Lehrer hat nicht stattgefunden – der Herr hatte sich nur unnütz aufgeregt. Bleibt also, dass Töchter Sartre lesen. Aber: Luise Ullrich verliert ihre Souveränität nie, die kleinen Szenen gelingen oft gut, die Bürger-Karikaturen sparen auch die Alt-Nazis nicht aus, die Musik macht Ansätze in Richtung Ohrwurm. Als Kunstwelt interessant, als Abbildung einer Realität indiskutabel. Eindeutig Berliner Szenerien zu Beginn werden dann zu einer namenlosen Kleinstadt abgefälscht.

Mit Karin Dor (Elena Clausen), Ingeborg Morwaski (Frl. Hellgiebel), Ernst Waldow (Prof. Renard), Werner Stock (Dietz), Willy Rose (Pedell), Hilde von Stolz (Frau Ermer), Michael Chevalier  (Andeas Lang),  Horst Köppen (Fred Bleyer), Edelweiß Malchin (Elvira), Wolfgang Völz (Mops Möller), Claus Jurichs (Hans Andringer), Götz George (Peter Behrend), Maria Selbaldt (Lotte Ermer).

Lieder: „Reich mir die Hände“, „Schade um das Schulgeld“, Text: Curth Flatow  Musik: Friedrich Meyer

Straight from the station, teacher Luise Ullrich (Helma Krauss) goes to her new workplace, the St. Veith Gymnasium. There, the teaching staff under headmaster Hans Leibelt (Thomas) deliberates to clarify the circumstances of the sudden death of her predecessor (Dr. Otto) – by questioning primaner Paul Bösiger (Martin Bruck). He says nothing – and Ullrich lectures the staff that they have nothing on Bösiger. So it becomes difficult for her to be accepted in the town, which is under the influence of Arnold Paulsen (Ermer), who is mourning old glories. Nor can she easily win over the Oberprima, whose class teacher she is. She takes care of the orphaned apprentice Bösiger, and veterinarian Hans Söhnker (Michael Clausen) looks after Ullrich. She tells Paulsen and his parents‘ council that she will leave the school if one of her pupils does not pass the Abitur. Paulsen’s friend, the authoritarian student councilor Ernst Schröder (Dr. Rottach), is prevented by Ministerialrat Alfred Balthoff from unfairly examining Bösiger in Latin. All pass.

Dysfunctional film about youth problems: It turns out that these problems do not exist. The rebellious class is not rebellious, a pupil who thinks he’s going to be a father doesn’t become one at all, a mysterious confrontation with a deceased teacher didn’t take place – the gentleman was just getting uselessly worked up. So it remains that daughters read Sartre. But: Luise Ullrich never loses her sovereignty, the small scenes often succeed well, the bourgeois caricatures don’t spare the old Nazis, the music makes approaches towards catchy tunes. Interesting as an artificial world, indisputable as a depiction of reality. Clearly Berlin scenes at the beginning are then distorted into a nameless small town.