Genius – die tausend Seiten einer Freundschaft

Originaltitel:
Genius
Regie:
Michael Grandage
Autor:
John Logan
Vorlage:
"Max Perkins. Editor of Genius", 1978, Bio
Autor Vorlage:
A. Scott Berg
Land: USA
Jahr: 2016
Länge: 100 min.
Format: 2,35 : 1
in Farbe

New York 1929. Der Verlagslektor Colin Firth (Max Perkins) von Charles Scribner hat den Autor eines 1000 Seiten starken Manuskripts auf Empfehlung von Nicole Kidman (Aline Bernstein) zu sich gebeten. Der Autor ist Jude Law (Thomas Wolfe), und zu dessen Verblüffung akzeptiert Firth das Manuskript, das er im Zug zu seinem Haus nach New Jersey liest und das ihn nicht mehr loslässt. Die notwendige gemeinsame Kürzung mit Law kostet viel Kraft, aber das Buch unter dem geänderten Titel „Schau heimwärts, Engel“ wird ein grosser Erfolg. Law bekommt mit Kidman Probleme, weil er auf deren Belange als Ausstattungskünstlerin am Broadway keinerlei Rücksicht nimmt. Sein zweites Buch „Of Time and the River“ (1935) widmet Wolf nicht mehr Kidman, sondern Firth, zu dem in der Arbeit eine enge Freundschaft besteht. Auch die beginnt zu bröckeln, obwohl Firth seine Familie vernachlässigt. Law beleidigt auch Schriftstellerkollegen des Verlages wie Guy Pearce (F. Scott Fitzgerald), den er für ausgelaugt hält. Das zweite Buch wird ein Erfolg. Kidman und Law trennen sich. Law geht nach Los Angeles, fasst dort aber nicht Fuß. Niemand weiß, dass Law Gehirntuberkulose hat. Am Strand bricht er überraschend zusammen. Aus einem Krankenhaus in Baltimore schreibt er Firth noch einmal. Er stirbt.

Trotz grosser Bemühungen um graubraunes Dekor – real und digital – verharrt dieser Film in seinen eindimensionalen Figuren, die zumeist chargieren, und eindimensional funktionierenden Szenen. 1929 spiele das, verrät der Beginn, aber trotz einer intensiven Biographie als Grundlage geht dann das Zeitgefühl verloren: es könnte schnell gegangen sein oder weniger schnell, aber auf die tatsächlichen neun Jahre käme man nicht. Das wirkt so, als habe Wolfe seine Werke nur geschrieben und schreiben können, weil er Gehirntuberkulose hatte. Mehr Aufmerksamkeit dem Drehbuch, das auch faktisch das Geschehen etwas verändert: das wärs gewesen.

Mit Dominic West (Ernest Hemingway), Laura Kinney (Louise Saunders), Vanessa Kirby (Zelda Fitzgerald), Demetri Goritsas (John Wheelock), Elaine Caulfield (Mabel Wolfe).