Frau Warrens Gewerbe
Eberhard Keindorf
Jahr: 1960
Länge: 98 min.
Format: 1,66 : 1
schwarz-weiß
Ca. 1900. Lilli Palmer (Kitty Warren) begibt sich mit ihrem Kompagnon O.E. Hasse (Sir George Crofts) aus einem ihrer ‚Häuser‘ nach England, um den neuerworbenen Landsitz zu inspizieren. Nach vielen Jahren der Trennung will sie ihn mit ihrer Tochter Johanna Matz (Vivie Warren) beziehen. Die ist schon da und flirtet mit Helmut Lohner (Frank Gardiner), einem jungen Bonvivant und Sohn des Predigers Rudolf Vogel (Sam Gardiner). Die Dominanz ihrer Mutter behagt ihr weniger. Hasse mag sie gar nicht. Der stellt ihr nach. Und sie will wissen, wovon ihre Mutter lebt. Ihre Mutter erzählt ihr schließlich, wie sie als junges Mädchen in Soho nach dem Vorbild ihrer Schwester Männerbekanntschaften suchte, und dass sie jetzt Häuser, spezielle Hotels, habe. Das findet sie nicht anstössig. Die Nachbarn schneiden die bürgerliche Palmer. Vogel entpuppt sich als Mädchenverführer, der aus der Kirche flog – und Hasse behauptet, Matzens Vater sei eben jener Vogel, während Palmer dabei bleibt, Matzens Vater nicht zu kennen. Statt Hasses Antrag anzunehmen, flüchtet Matz nach London zu dem Büro von ‚Honoria Fraser‘. Sie reist nach Wien, um in der Hofgasse endlich zu erfahren, welche Art die ‚Häuser‘ ihrer Mutter sind – in Wien, Brüssel, Budapest und zwei in Paris. Freundlich, aber bestimmt bedeutet sie der eilig nachgereisten Palmer, dass sie getrennte Wege von ihr gehen wird.
Der ‚Skandalfilm‘ machte schon bei der Premiere keinen richtigen Skandal. Natürlich befasst sich Shaw mit Prostitution, und er verurteilt sie nicht. Aber zumindest hier fehlt ausserhalb des musealen ein Gesellschaftsbezug, und alles sieht nach individuellem Drama aus. Doch nicht so sehr: von Rathony verliess sich auf seine Darsteller, auf den Reiz des Stoffes, auf den Namen Shaw und lehnte sich im Regiestuhl zurück. So wird brav gespielt, aber kein Funke zündet.
Mit Ernst Fritz Fürbringer (Pread, Architekt), Elisabeth Flickenschildt (Frau Warrens Mutter), Ernie Mangold (Liz), Marlene Riphahn (Lulu), Christiane Nielsen (Manon), Ann Savo (Mary).