Faust
Jahr: 1960
Länge: 123 min.
Format: 1,37 : 1
in Farbe
Vor einer Theaterbühne sprechen Theaterdirektor Hermann Schomberg und andere den Sinn des Theaters vor der Aufführung des folgenden Stücks. Im Himmel beklagt Hermann Schomberg (Gott) die unzureichenden Dienste des Menschen Will Quadflieg (Dr. Heinrich Faust). Als der Teufel Gustaf Gründgens (Mephisto) behauptet, er könne ihn verführen, überlässt ihm Schomberg das Feld. Leipzig, ca. 1500. Der Universalgelehrte Quadflieg beklagt in seiner Studierstube die bescheidenen Grenzen seiner Erkenntnis. Am Morgen will er Gift nehmen, doch das Ostergeläut der Kirchtumglocken hält ihn davon ab. Mit seinem Famulus Eduard Marks (Wagner) macht er einen Osterspaziergang, wobei ein Pudel ihnen folgt, der auch im Studierzimmer erscheint. Der Pudel gibt sich als der Teufel Gründgens zu erkennen. Es gelingt ihm, Quadflieg ihm schriftlich seine Seele versprechen zu lassen, falls er im Diesseits Lebensglück erfahre. In Auerbachs Keller und in einer Hexenküche führt Gründgens Quadflieg in das Instinktleben lein. Auf der Strasse begegnet Quadflieg dann der jungen Ella Büchi (Gretchen), die Quadflieg sofort begehrt und Gründgens drängt, sie ihm raschestens zuzuführen. Gründgens führt ihn des Abends zunächst in ihr Zimmer und hinterlässt wertvollen Schmuck, der Büchi sichtlich gefällt, den sie aber an die Mutter und den Herrn Pfarrer verliert. Über ihre Nachbarin Elisabeth Flickenschildt (Marthe Schwerdtlein) verschafft Gründgens ein Treffen mit Büchi. Quadflieg und Büchi entflammen füreinander. Es ergibt sich, dass Quadflieg Büchi schwängert. Als Quadflieg des abends mit Büchis Bruder Max Eckard (Valentin) aneinander gerät, ersticht er Eckard. Später ist Büchi wegen Kindsmordes zum Tode verurteilt worden. Mit Hilfe von Gründgens dringt Quadflieg in ihren Kerker ein. Sie aber schaudert vor ihm und weigert sich, mit ihm zu fliehen.
Der Prozess gegen die Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt war für Goethe ein Schlüsselerlebnis. Die Scheidung von Gut und Böse, die Ambivalenz menschlichen Sein und Tuns und sein lange gespaltenes Verhältnis zum Fleischlichen liessen ihn jahrzehntelang am ‚Faust‘ arbeiten, den er kurz nach der Hinrichtung Brandts begonnen hatte. Das Stück ist fürs Theater gigantisch mißlungen – als Literatur und Lebensweisheit ist es nicht zu überbieten. Gründgens, der Schauspieler, den die Rolle des ‚Mephisto‘ geprägt hatte und der von Klaus Mann auch mit ihr als Person identifiziert wurde, wagte sich Ende der 1950er Jahre an eine Neuinszenierung, die im Film festgehalten wurde. Sie bleibt Theater – in D-Zug-Tempo von Quadflieg gesprochene Schwerstsentenzen, zeitverhaftete Walpurgisnacht, und Gründgens in einer hinreissenden Interpretation des Teuflischen.
Mit Uwe Friederichs (Schüler), Heinz Reincke (Frosch), Hans Irle (Altmaier), Frierich G. Beckhaus (Brander), Karl Heinz Wüpper (Siebel), Heidi Leupolt (Lieschen), Gustl Busch (Hexe), Konrad Krauss (Erzengel Raphael).