Dr. Crippen an Bord

März 1928: Die Trapezkünstlerin Anja Elkoff (Belle Elmore alias Cora Crippen) muss einer Verletzung wegen pausieren. Abends hat sie Gäste und erfährt, die von ihrem Varietékollegen O.E. Hasse (Morrison) bedrängt wird, daß sie nicht mehr auftreten kann. Tags darauf berichtet ihr Mann, der amerikanische Pharmazeut Rudolf Fernau (Dr. Frank Crippen), seiner Geliebten Gertrud Meyen (Lucy Talbot), Elkoff sei verschwunden, vermutlich zu einem Geliebten in Brasilien. Später zeigt er ihren Tod an. Die Polizei beginnt nach und nach zu ermitteln. Fernau verschwindet, Leichenteile werden gefunden. Auf dem Dampfer ‚Montrose‘ wird er, als Pfarrer ‚Reverend Robinson‘ mit Meyen als Junge verkleidet, erkannt. Dank Radiotelegraphie kann er noch vor Erreichen der schützenden Drei-Meilen-Zone von Venezuela verhaftet werden. Im Prozeß verteidigt Paul Dahlke, sät noch erhebliche Zweifel an Fernaus Schuld, bis er als schuldig verurteilt wird, nahezu geständig, nachdem Meyen sich von ihm abgewandt hatte.

Die Autoren des Films operieren mit exakten Daten, haben diese aber verändert. Der reale Fall des Dr. Crippen ereignete sich 1910. Sie zeigen Zwischentitel, um die Authentizität zu erhöhen. Aber, was jeder damalige Zuschauer gewusst haben muß: es wird verschwiegen, daß der Fall in London spielt, ohne einen anderen Ort zu nennen, war man doch mit England im Krieg. In Dialogen, Szenenfolge, ja, selbst im Spiel der Darsteller bietet der Film nur Durchschnittliches – dennoch entsteht Spannung, denn der Mord selbst wird nicht gezeigt, und bis heute ist die Schuld Crippens immer wieder in Frage gestellt worden. Gelegentlich wird der Fall in Randfiguren zur Komödie. Zudem war der Einsatz der Telegraphie, eine historische Premiere im Kriminalwesen, 1928 wohl keine Sensation mehr.

Mit Rene Deltgen (Inspektor Düwell), Walter Lieck (Inspektor Michels) Max Gülstorff (Kapitän Kendall), Heinz Schorlemmer (Petersson, Steward), Ernst Waldow (Dr. Hidden), Wilhelm Bendow (Apotheker Harras).