Die Ratten

Regie:
Robert Siodmak
Autor:
Jochen Huth
Vorlage:
"Die Ratten", 1911, St
Autor Vorlage:
Gerhart Hauptmann
Land: BRD
Jahr: 1955
Länge: 94 min.
Format: 1,37 : 1
schwarz-weiß

Berlin, Sylvester 1954. Die Polizei greift die 20jährige Maria Schell nachts an der Grenze zur DDR auf. Sie trägt einen blutigen, falschen Pass bei sich. Eine Spur führt zu dem Ehepaar Heidemarie Hatheyer (Anna Henriette John), Wäschereibesitzerin, und zu Gustav Knuth (Karl Friedrich August John), Fuhrunternehmer. Auf die Wache gerufen, kennen beide Schell. Rückblende: Schell ist schwanger, ihr Freund hat die postlagernden Sendungen nicht vom Ostberliner Postamt abgeholt, wo sich auch ein Brief von Knuth findet. Schell geht zu Knuth, aber der hat eine Fuhre nach Westdeutschland und ist länger weg. Hatheyer, selbst schwanger und in Angst, das Kind zu verlieren, beschäftigt Schell schwarz. Ihr zwielichtiger Bruder Curd Jürgens (Bruno Mechelke) kümmert sich um sie. Hatheyer verliert ihr Kind, überredet Schell, ihr deren Kind zu überlassen. Das Kind wird geboren, Knuth kommt zurück und ist ob der unerwartet schnellen Vaterschaft verblüfft. Doch Schell will an Weihnachten ihr Kind sehen, was Hatheyer verweigert. Schell entführt versehentlich das Kind der Nachbarin Ilse Steppat (Sidonie Knobbe), will nach dem Westen, aber das KInd stirbt in der Bahnhofsmission. Hatheyer bittet Jürgens, Schell zu beseitigen; der macht sich an Sylvester an Schell heran, feiert mit ihr in einer Kneipe. Dann bemerkt sie sein Messer und erschlägt ihn draussen mit einem Stein. Ende Rückblende. Polizeiwache: Knuth erfährt die Wahrheit, Schell verhindert, dass Hatheyer sich aus dem Fenster stürzt. Hysterisch nimmt sie ihr Kind in die Arme.

Die zweite Verfilmung dieses Hauptwerkes von Hauptmann (die erste: „Die Ratten“, 1921, R: Hanns Kobe) setzt das Stück in einen anderen zeitlichen Kontext und ändert inhaltlich, behält aber bei, dass keine realistisch menschlichen Figuren agieren, sondern Typen, denen man nicht nahe kommt und deren Schicksal tragödienhaft bestimmt ist. So besieht man das Geschehen von aussen, auch wenn seine Umgebung damals Realismus indizierte.. Die Schauspieler zeigen sämtlich erstrangige Leistungen. Der erste deutsche Nachkriegsfilm des Emigranten Robert Siodmak, der hoffte, mit einer englischen Fassung „The Rats“ international zu reussieren, die aber praktisch nie gezeigt wurde.

MIt Fritz Rémond (Harro Hassenreuther, Theaterdirektor), Barbara Rost (Selma Knobbe).

Lied: „Gemütlichkeit“ von Fritz Rotter.