Die Nonne
Jean Gruault
Jahr: 1967
Länge: 135 min.
Format: 1,85 : 1
in Farbe
Frankreich 1757 bis 1760. Anna Karina (Marie Suzanne Simonin) wird von ihren Eltern in ein Kloster gezwungen, ohne dass sie eine Berufung dazu fühlte, weil ihre Mutter sie ausserehelich gebar und das Geld für eine Ausstattung fehlt. Karina hat in Micheline Presle (de Moni) eine gütige Vorsteherin, nach deren Tod in Francine Bergé (Sainte Christine) eine kleinbürgerlich strenge. Als Karina ihr Gelübde anficht, wird sie terrorisiert. Ihr Prozess geht verloren, aber sie kommt in ein anderes Kloster. Die dortige Vorsteherin, Liselotte Pulver (Mme de Chelles), will mit ihr eine Liebesbeziehung beginnen und bricht zusammen, als Karina sich ihr verweigert. Ihr Beichtvater Francisco Rabal (Dom Morel) gesteht ihr, auch er fühle keine Berufung, schlägt ihr die Flucht vor. Nach der Flucht wird er zudringlich. Während er gefasst wird, schlägt sie sich durch und wird schliesslich auf der Strasse von einer Bordellmutter aufgelesen. Am ersten Abend mit den Freiern stürzt sie sich aus dem Fenster.
Diderot war Moralist – der Film übernimmt den Standpunkt, dass naive Reinheit in der menschlichen Gesellschaft unweigerlich zur tragischen Katastrophe führt. Ein gefährlicher Standpunkt, offenbart er doch die reale Natur gesellschaftlicher Organisationsprinzipien. Diderot hatte Schwierigkeiten mit dem Publizieren – Rivettes Film wurde 1966 vom französischen Innenministerium verboten und erst 1967 nach einem Prozess zur Vorführung freigegeben. Distanziert erzählt er und kommt keiner seiner Figuren, die er präzis beobachtet, nahe – ihn interessiert ein Gesamtbild.
Mit Wolfgang Reichmann (Pater Lemoine), Christine Lenier (Mme. Simonin), Charles Millot (M. Simonin), Yorti Bertin (Schwester St. Thér?se), Jean Martin (Hebert), Pierre Meyrand (Manouri), Hubert Buthion (Erzbischof).