Der zweite Schuss
Marin Fric
Jahr: 1943
Länge: 92 min.
Format: 1,37 : 1
schwarz-weiß
Österreich-Ungarn, ca. 1860. Das Gut des alten Spielers Gustav Waldau (Baron von Neuhaus) ist hochverschuldet, das Gut des jungen Ernst von Klipstein (Franz von Gerlach) langsam aus den Schulden heraus. Klipstein liebt seine Jugendgespielin Susi Nicoletti (Irene von Neuhaus), Tochter Waldaus und ausgebildete Pianistin. Doch da kommt der vermögende Frauenheld Richard Häußler (Georg von Romberg), rechtzeitig zum ‚Königsschiessen‘ in die Stadt, um nach seinen Besitzungen zu sehen. Das Schießen gewinnt Klipstein, aber Nicoletti sagt ein Abendessen mit ihm zugunsten von Häußler ab; kurz darauf gesteht Nicoletti ihm, sich mit Häußler verloben zu wollen. Doch spät nachts sieht Klipstein in der Kneipe von Fritz Kampers (Schwanderer), wie Häußler mit dessen Tochter Hanna Witt (Maria Schwanderer) tanz und sie leidenschaftlich küsst. Er beleidigt Häußler, der ihn, der nachfassen musste, zum Duell fordert. Häußler schiesst daneben, Klipstein gar nicht. Häußler gestattet ihm, den Schuß für später aufzuheben. Später. Häußler ist mit Witt auf Reisen. Eine Liebe entwickelt sich. In Wien gibt Nicoletti ein Konzert – und wieder geht sie mit Häußler soupieren, doch nur, um einen Schuldschein Waldaus mit Geld auszulösen. Wieder hat Kipstein, den Waldau mit Nicoletti zusammenbringen wollte, das Nachsehen.
Klar und schnörkelfrei geschrieben, gespielt und inszeniert, kommt es hier nicht auf eine herzige und herkömmliche Liebesgeschichte an, auch nicht auf eine Unterscheidung zwischen gut und böse. Vielmehr zieht die Inszenierung einfache Linien im Biotop der geschilderten Gesellschaft, deren Menschen sind, was sie sind, und Psychologie dient nur zur Steuerung ihrer Motorik. Mehr bildender Kunst als der Literatur zuzuordnen – beim Drehbuchautor dürfte es sich um den ehemaligen Herausgeber der Neuen Schaubühne handeln, der sonst über Kunst schrieb und bei den Nazis verpönt war.
Mit Pepi Kramer-Glöckner (Anna, Haushälterin), Eva Tischmann (Fräulein Fabrici), Carl Günther (Stolberg).
Lied: „Von den 1000 Sternen am Himmel“, Text: Hanns A. Winger, Musik: Georg Sirnker