Der Engel mit der Posaune
Karl Hartl
Jahr: 1948
Länge: 133 min.
Format: 1,37 : 1
schwarz-weiß
Wien 1888. Klavierfabrikant Attila Hörbiger (Franz Alt) trägt seiner Familie vor, Paula Wessely (Henriette Stein) heiraten zu wollen. Deshalb solle das Haus einen vierten Stock erhalten. Man hält ihm vor, Wesselys Vater sei Jude, zudem sei sie gut mit dem Thronfolger Fred Liewehr (Kronprinz Rudolf) bekannt. Das bestätigt sich auf der Rennbahn, als Wessely Hörbiger gesteht, Liewehr ‚kennengelernt‘ zu haben. Vor der Hochzeit verbringt sie mit Liewehr noch einen Abschiedsabend auf Mayerling. Liwehr sagt ihr, es könne der Tag kommen, da er nicht mehr weiterkönne. Nach ihrer Hochzeit mit Hörbiger Ende Januar 1889 will die Gesellschaft in den ‚Zigeunerbaron‘, aber die Aufführung wird angesichts der Neuigkeiten abgesagt, Liewehr sei in Mayerling ums Leben gekommen. Da er noch eine Notiz für Wessely hinterlassen hat, wird sie in die Hofburg bestellt und muss dort Anton Edthofer (Kaiser Franz Josef) Rede und Antwort stehen. 1906 erhält sie Blumen von Curd Jürgens (Graf Leopold Thraun), einem damaligen Freund Liewehrs. Sie trifft sich öfter mit ihm. Es fällt auf, als sie mit Jürgens zur Ballnacht der Adrienne Gessner (Fürstin Pauline Metternich) geht. Hörbiger duelliert sich mit Jürgens und tötet ihn. 1914 gewinnt Maria Schell (Selma Rösner) einen Flügel zum 150jährigen Firmenjubiläum, für den sie keinen Platz hat. Der erste Weltkrieg trennt sie und Hans Holt (Hans Alt), Wesselys Sohn. Wesselys Sohn Oskar Werner (Hermann Alt) meldet sich freiwillig. Nach dem Krieg steckt er in Geldnöten. Hörbiger ist gelähmt, da er verschüttet wurde. Tochter Erna Mangold (Martha Monica Alt) will nach Südamerika mit ihrem Liebsten. Holt kehrt zurück und heiratet Schell. Hörbiger stirbt. Werner, zum Nazi geworden, kehrt nach der Besetzung Österreichs zurück. Er kommt zu spät: Wessely, von den Nazis als Jüdin enttarnt, hat sich aus dem Fenster gestürzt. Nach dem 2. Weltkrieg – das Haus mit dem Posaunenengel am Eingang wird zerstört – übergibt Holt die Firma an seinen Sohn Karl-Heinz Böhm (Franz Alt).
Romanautor Ernst Lothar floh nach dem Anschluss Österreichs – seinen Roman, der übersetzt zuerst auf Englisch erschien, schrieb er im Exil. Paula Wessely hatte im deutschen Kino der NS-Zeit Triumphe gefeiert, mit ‚Heimkehr‘ auch in einem Propagandafilm, stand auf der ‚Gottbegnadetenliste‘. Dieser Film, indem sie, die keine NS-Überzeugung hatte, ihre Heimkehr feierte, zeigt sie als Opfer, aber wenig theatralisch und sehr verhalten. Sie betont die menschliche Normalität; das K-u-K Reich wird als verknöchert, abgehoben und gescheitert gezeichnet, gefolgt von einer verwirrten Epoche. In manchem weniger deutlich als der Roman, zeichnet Hartl ungenutzte Möglichkeiten, befasst sich aber wenig mit einer Zukunft, sondern wie seine Protagonisten zumeist mit der Vergangenheit. Nicht wenige Szenen, so wie die zwischen Wessely und dem Kaiser, gelingen vorzüglich, und die Creme des Schauspiels ist erkennbar anwesend.
Mit Hedwig Bleibtreu (Sophie Alt), Paul Hörbiger (Otto Eberhard Alt), Gustav Waldau (Simmerl), Carl Günther (Oberst Pasciewicz), Helene Thimig (Gretel, seine Frau), Hermann Erhardt (Josef Drauffen), Alma Seidler (Pauline, dessen Frau), Karl Paryla (Czerny).