Der alte Fritz

Regie:
Gerhard Lamprecht
Autor:
Hanns Torius
= Luise Heilbronn-Körbitz, Gerhard Lamprecht
Land: D
Jahr: 1927
Länge: min.
Format: 1,33 : 1
schwarz-weiß

1. Teil: Friede 167 Minuten Preussen 1762. Nach 7jährigem Krieg gegen das Habsburgerreich kann der preussische König Otto Gebühr (Friedrich II) 1763 Frieden schließen. Das verarmte Land muss wieder in Ordnung kommen. Gebühr übernimmt eine verschuldete Porzellanmanufaktur in staatliche Regie, macht sich Sorgen um den Thronfolger Heinz B. Klockow (Prinz Friedrich Wilhelm), der sich zu offen mit der Bürgerlichen Dina Gralla (Wilhelmine Enke) liiert und den er mit Charlotte Ander (Prinzessin Elisabeth von Braunschweig und Wolfenbüttel) verheiratet. Die Ehe wird unglücklich; für einen Thronfolger muss ein Offizier bemüht werden; die Ehe wird wieder geschieden. Gebühr versucht die Einführung der Akzisesteuer. 1769 gibt es zu seinem Geburtstag einen Maskenball. Klockow wird mit Renate Brausewetter (Friedrerike-Luise von Hessen-Darmstadt) erneut verheiratet. Dem dienstunfähigen Albert Ihle (Korporal Lempel) verschafft er eine Position als Schulmeister in Bornstedt. Mit Russland kann er das Bündnis erneuern. Zu seinem Verdruss nimmt sein alter Freund Emil Heise (Marquis d’Argens) seinen Abschied, um in Frankreich zu sterben. Nach dem letzten grossen Flötenkonzert in Sanssouccis macht Gebühr sein Testament.

2. Teil: Ausklang 155 Minuten Preusen 1777. Otto Gebühr (Friedrich II.) verhindert die Schließung des ‚Deutschen Theater‘ wegen Majestätsbeleidigung, die übereifrige Offizielle wegen eines Stückes androhen; er sorgt sich um die Fähigkeit des Thronfolgers Anton Pointner (Friedrich Wilhelm) und nimmt Lästereien des Bürgermeisters von Brandenburg nicht ernst. Doch neues Ungemach droht: Karl Theodor von der Pfalz will auf die Erbfolge in Bayreuth zugunsten Österreichs verzichten. Der österreichische Kaiser Peter von Hahn (Josef II.) versucht, über den Emmissär Hubert von Meyerinck (Graf Cobenzl) das Wohlwollen Gebührs zu erreichen, aber der hat nur Verachtung für die Österreicher. Mit seinen alten Generalen nimmt er Feldlager in Schlesien und steht der österreichischen Armee gegenüber. Er erfährt von Tod seines Freundes Franz Stein (Lordmarschall Keith). Zum Kampf mit den Österreichern kommt es nicht, sondern zum Frieden zu Teschen 1779. Gebühr regt sich über Goethes ‚Götz von Berlichingen‘ auf und macht einen Italiener, Mario Stahl (Marquis Luchhesini), zum Kammerherrn. Danach beschäftigt ihn der Fall des Müllers (Arnold) von Pommerzig, der ohne sein Verschulden exmittiert werden soll. Das Kammergericht Berlin entscheidet nicht zugunsten des Müllers. Gebühr entlässt deswegen Georg H.Schnell (Großkanzler Fürst). Pointner, der Großprinz, hat endlich eine adelige neue Favoritin und Gebühr ordnet an, Max Schreck (Rietz), Kammerdiener des Kronprinzen, möge die bürgerliche Gralla heiraten. Um Einnahmen zu schaffen, schafft der König ein staatliches Kaffeemonopol und stellt Kafferiecher ein, die jede Umgehung feststellen sollen. Im Herbst 1785 nimmt der König bei Regen die „schlesische Revue“ ab, erkrankt, und fährt eilends nach Potsdam zurück. Seit 1786 ist er an den Lehnstuhl gefesselt. Der Kronprinz lässt seine Korrespondenz kontrollieren. Am 16.08.1786 muss der Kronzprinz erstmalig die Parade abnehmen. Am 17.08.1786 stirbt er. 1806 steht (Napoleon) an seinem Grabmahl und sagt, er könne nicht hier sein, wenn der König noch lebe… Stummfilm.

Gerhard Lamprecht, der nationalkonservativen Verherrlichung unverdächtig, nahm sich der reiferen und friedlicheren Jahre im Leben der starken Persönlichkeit auf dem Preussenthron an und griff einige Themen aus öffentlichem wie privaten Leben heraus, die er möglichst sachlich behandelt. Der lange Chronik-Film bleibt so unspektakulär, sein Thema freilich ist es nicht. Der Film, der Interesse am Thema voraussetzt, funktioniert in dieser Nüchternheit nur dadurch, dass Otto Gebühr durch Rollen davor – und danach – so als Inkarnation des Preussenkönigs im Kollrektivbewußtsein etabliert ist, dass Aufnahmen mit ihm so wie Dokumentaraufnahmen wirken.

Mit Julia Serda (die Königin), Bertold Reissig (Prinz Heinrich), Wilhelm Hertwig (Prinz Ferdinand), Elsa Wagner (Prinzessin Amalie), Maria Reisenhofer (Kaiserin Maria Theresia), Eva Schablinski (Gräfin Julie von Voß).