Das Testament des Dr. Cordelier
Jahr: 1961
Länge: 92 min.
Format: 1,37 : 1
schwarz-weiß
Jean Renoir präsentiert ein Fernsehprogramm mit einer bizarren Geschichte. Ein Vorort im Westen von Paris. Der Notar Tedy Bilis (Maitre Joly) ist mit dem Psychiater Jean Louis Barrault (Dr. Cordelier) befreundet, der zurückgezogen seine Studien betreibt. Barrault hat bei Bilis sein Testament zugunsten eines ominösen ‚M. Opale‘ in Paris gemacht. Bilis findet bald heraus, daß dies jenes seltsame aussehende Wesen ist, das Kinder anfällt und auch Menschen tötet. Er wendet sich an Barraults Kollegen Michel Vitold (Dr. Lucien Séverin), dem Barrault einst seine Studien offenbart hat und Vitolds Entsetzen verursacht hatte. Doch Vitold fällt kurz vor einer Demonstration Barraults beim ihm ‚Opale‘ zum Opfer. Barrault ist erschüttert und findet in ein normales Praxisleben zurück. Nach einer Abendgesellschaft in Barraults Hause kehrt Bilis dorthin zurück: das Personal hat Barrault im verschlossenen Laboratorium klagen gehört. Bilis stellt Barrault dort. Er erfährt vom Tonband die Geschichte, daß Barrault als Mediziner seine niederen Instinkte nicht beherrschen konnte und ein Mittel suchte, ein guter Mensch zu werden. Im Selbstversuch verwandelte es ihn allerdings in ‚Opale‘, den Bösen, und jedes Mal wurde die Rückverwandlung schwieriger. In Bilis Gegenwart nimmt ‚Opale‘ zur Rückverwandlung die tödliche Überdosis… Ein seltsam entrückter, schwer zugänglicher Groteskfilm: der Böse spaziert chaplinesk durch ein Paris der Design-Möbel und Büros. Die Figuren agieren weitgehend wie die Kinder. Aber das ist die bürgerliche Gesellschaft par excellence. Renoir stellt ‚Dr. Jekyll and Mr. Hyde‘, auf den er sich nicht beruft, auf die Füsse: gerade der Drang, mit allen Mitteln gut sein zu wollen, führt direkt in Fassaden, Verstellung, Unglück und ins Böse – für die gesunde Mittellage der Seele hält die Gesellschaft Raum nicht bereit. Der Film wurde fürs Fernsehen gedreht. In der im TV gezeigten deutschen Fassung ist die Einleitung, in der Renoir auftritt, unsychronisiert wieder eingefügt. Wurde 1959 gedreht, kam aber erst nach der Austrahlung im Fernsehen in die Kinos.
Mit Micheline Gary (Marguerite, Severins Sprechstundenhilfe), Jean Topart (Désiré, Wirtschafter bei Cordelier), Jean Bertho (erster Passant), Jacques Ciron (zweiter Passant), Annick Allieres (Nachbarin), Dominique Dangon (Mutter), Primerose Perret (Mary), Jacques Dannoville (Kommissar Lardaut), André Certes (Inspektor Salbris), Jacqueline Morane (Alberte), Ghislaine Dumont (Suzy), Gaston Modot (Blaise, Gärtner), Jaque Catelin (der Botschafter).