Briefe aus dem Jenseits
Jahr: 1947
Länge: 85 min.
Format: 1,37 : 1
schwarz-weiß
Venedig ca. 1907. Der amerikanische Verleger Robert Cummings (Lewis Venable) mietet sich unter dem falschen Namen ‚William Burton‘ im Palazzo der Agnes Moorehead (Juliana Bordereau) ein. Er hat erfahren, dass sie, die Geliebte des vermissten amerikanischen Dichters Jeffrey Ashton (1797 – 1843) noch lebt, 105-jährig und fast blind. Er vermutet, dass sich die legendären, verschollenen Liebesbriefe Ashtons im Palazzo befinden. Mooreheads reizende, aber strenge Nichte Susan Hayward (Tina Bordereau) spielt nachts Klavier, schlüpft in die Rolle ihrer Tante und hält Cummings für Ashton, wendet sich ihm zu. Sie hat die Briefe ihrer Tante entwendet. Die berichtet, Ashton getötet zu haben, da er sie verlassen wollte. In einer Nacht kann Cummings die Briefe lesen – doch in dieser Nacht wirft die schwache Moorehead eine Kerze um, stirbt im Feuer und die Briefe verbrennen. Mit dem Tod von Moorehead kann Hayward ihr Leben erst beginnen.
„The Aspern Papers“, von James-Kennern hochgeschätzte Novelle, ist vom Film wenig beachtet worden. Regisseur Martin Gabel hat nur diesen Film gedreht und war ein Theatermann. Er hat der Versuchung widerstanden, den alten venezianischen Palazzo für gotische Effekte zu nutzen – er macht aus James‘ fiktivem Dichter ‚Aspern‘ einen ‚Ashton‘, und sein Protagonist ist als Charakter nicht sehr prononciert gezeichnet. So bleibt die Liebe als abstraktes, über jahrzehnte konserviertes und das eigentliche Leben überragendes Gebilde – etwas Erdrückendes und für den Dichter aus der Zeit des Lord Byron etwas Tödliches. James setzte andere Akzente: der Erzähler bekommt die Briefe nie zu sehen, denn die Nichte Tina nutzt sie für den Versuch, ihn zur Heirat zu bewegen, und als er dem Gedanken näher tritt, hat sie sie schon verbrannt.
Mit Joan Loring (Amelia), Eduardo Cianelli (Pater Rinaldo), John Archer (Charles Russell), Frank Puglia (Petro).