Anna Boleyn
Hanns Kräly
Jahr: 1920
Länge: 132 min.
Format: 1,33 : 1
schwarz-weiß
England 1527 – 1536. Die junge Henny Porten (Anna Boleyn) kommt an den Hof des Königs Emil Jannings (Heinrich VIII), dessen Ehe mit Hedwig Pauly (Katharina von Aragon) zerrüttet ist. Jannings entflammt für Porten und verstösst – unter dem Protest des Volkes – Pauly, weil sie ihm keinen Erben geboren habe. Als der Papst in Rom gegen die Scheidung interveniert, erhebt sich Jannings zum Oberhaupt der Kirche von England. Erst zögerlich, dann überzeugt, wird Porten Jannings‘ Frau und gebiert ihm ein Mädchen. Der Höfling Ferdinand von Alten (Marc Smeton), dessen Annäherungsversuche Porten zurückweist, intrigiert beim König gegen Porten und bezichtigt sie der Untreue mit ihrem Jugendfreund Paul Hartmann (Heinrich Norris). Jannings, der bereits mit der Hofdame Aud Egede Nissen (Johanna Seymour) flirtet, ist tief betroffen, lässt sich aber von Portens Onkel Ludwig Hartau (Herzog von Norfolk) beruhigen. Doch als Porten bei einem Turnier, bei dem Hartmann schwer verwundet wird, Gefühle für ihn zeigt, lässt er sie verhaften. Im Prozess bestreitet Porten jede Untreue und bezichtigt von Alten, aus verschmähter Liebe Rache zu üben. Das führt zu der Verhaftung von Altens, der unter Folter ein Verhältnis mit Porten gesteht. Von Alten wird gehängt, Porten geköpft. Stummfilm.
Das spektakuläre Thema, in vielen Bereichen den geschichtlichen Ereignissen folgend, verzeichnet sie dennoch deutlich: Heinrich der 8. war 20 Jahre mit Katharina verheiratet, auch Boleyn hatte schon eine Ehe hinter sich und der König warb über ein Jahr um sie, war also nicht ein spontaner Schürzenjäger. Dennoch: Jannings gelingt eine zu Stummfilmzeiten ungewöhnliche (und wahrscheinlich treffende) Charakterzeichnung, während Porten exzessiv gestikuliert. Lubitsch, der Meister des Subtilen, hält den Spannungsbogen und das historische Dekor beeindruckt. Politische Hintergründe indes bleiben unerwähnt.
Mit Hilde Müller (Prinzessin Maria), Maria Reisenhofer (Lady Rochford), Adolf Klein (Kardinal Wolsey), Wilhelm Diegelmann (Kardinal Campeggio), Paul Biensfeld (Hofnarr).