Der Vorleser

Berlin, 1995. Der Rechtsanwalt Ralph Fiennes (Michael Berg), geschieden, bereitet sich auf den Besuch seiner Tochter vor. Er erinnert sich: Neustadt, 1958. Der junge David Kross (Michael Berg, 15) lernt die deutlich ältere Strassenbahnschaffnerin Kate Winslet (Hanna Schmitz, geboren 1922) kennen. Sie haben eine wilde Affäre. Er muss ihr Weltliteratur vorlesen. Als sie eine Bürostelle erhalten soll, verschwindet sie. Heidelberg, 1966. Der Rechtsstudent Fiennes wohnt mit seinen Studenten und seinem Professor Rudolf Ganz (Rohl) einer Verhandlung gegen KZ-Aufseherinnen bei – unter den Angeklagten ist Winslet. Sie hatte eine Leitfunktion unter den Wärterinnen. Als sie eine Schriftprobe abliefern soll, gesteht sie stattdessen. Fiennes erkennt, dass sie Analphabetin ist. Sie erhält eine langjärige Freiheitsstrafe. Fiennes schickt ihr Audiokassetten ins Gefängnis, die er mit Literatur besprochen hat. Er besucht sie auch einmal. Er trifft Vorbereitungen, als sie entlassen werden soll. Doch sie bringt sich vorher um. Er besucht in New York ein Opfer; das bisschen, was sie hinterlassen hat, führt er einer Opfervereinigung zu. Er zeigt seiner Tochter ihr Grab.

Beginnt bedächtig – und gerade, als man ungeduldig werden möchte, beginnt man zu verstehen, um was es geht. Während es schon zum Gemeinplatz geworden ist, dass grausame KZ-Schergen liebevolle Familienväter waren, zeigt dieser Film ein Psychogramm einer Schergin, die in einer Liebschaft mit einem Halbwüchsigen menschliche Erfüllung sucht und als tragisch verstricktes Wesen scheitert. Anrührend und erschreckend zugleich.

Mit Lena Olin (Rose Mather/Ilana Mather), Jeanette Hain (Brigitte), Susanne Lothar (Carla Berg), Hannah Herzsprung (Julia), Alissa Wilms (Emilie Berg), Florian Bartholomäi (Thomas Berg),