Jud Süß
Eberhard Wolfgang Köller
Veit Harlan
Jahr: 1940
Länge: 94 min.
Format: 1,37 : 1
schwarz-weiß
Stuttgart 1733. Herzog Heinrich George (Karl Alexander) braucht Geld für Ballet, Oper und eine Garde. Die Landstände unter Eugen Klöpfer (Sturm) verweigern ihm das Geld. So leiht George Geld bei dem Frankfurter Juden Ferdinand Marian (Süß Oppenheimer). Der gewinnt im Gegenzug am Hof in Stuttgart Einfluß, darf Brücken- und Wegesteuern einziehen und lässt den Schmid Emil Heß (Hans Bogner) hängen, als der sich ihm widersetzt. Die Judensperre wird aufgehoben; Marian will Kristina Söderbaum (Dorothea Sturm), die Tochter Klöpfers heiraten. Die aber ist mit Malte Jaeger (Aktuarius Faber) verlobt ist und heiratet ihn nun rasch. Marian sorgt dafür, daß Klöpfer und Jaeger als Landesverräter verhaftet werden; Söderbaum ist Marian zu Willen, um Jaeger freizubekommen, geht danach ins Wasser. Ein Aufstand der Württemberger beginnt; George kauft mit dem Geld der Juden Hilfe aus Würzburg, die zu spät kommt. George stirbt an einem Schlaganfall. Marian wird 1738 gehenkt.
Der Film ist schwer von seiner Rezeptionsgeschichte zu trennen. Sein Inhalt sollte Reichspropagandaminister Goebbels eine Begründung dafür liefern, warum Maßnahmen gegen die Juden richtig seien. Er diente mit seinen Vorführungen den Betrachtern als Legitimation zu unmenschlichem Verhalten. Und weil diese Absicht bekannt war, hätten die Mitarbeiter nicht mitmachen sollen, soweit ihnen das möglich war. Manche haben es versucht. Zudem gaukelt der Film vor, man stehe auf der Seite der anständigen Bürger, die einen Staatsstreich verhüten wollten, wie ihn die Nazis doch gerade mit der Machtergreifung vollzogen hatten… Heute können wir den Film anders erkennen. Er ist ambivalent. Er zeigt klar Antisemitismus, und baut ihn dramaturgisch ein. Wenn der junge Aktuarius Faber dem gescheiten Süss sein : „In Stuttgart gibt es keine Judenherberge“ entgegenschleudert, erschrecken wir vor solch antisemitischem und provinziellen Denken, und identifizieren uns nicht damit. Identifikationen sind vielmehr der Herzog und Finanzier Süss. Das Thema ist, ähnlich wie bei Feuchtwanger, die Korruption durch Macht – unabhängig ob bei Katholiken oder Juden. Die Verfilmung des Feuchtwanger-Romans ‚Jud Süss‘ durch Lothar Mendes trug in den USA nicht ohne Grund den Titel ‚Power‘. Marian, Krauss und George spielen glänzend.
Mit Hilde von Stolz (Herzogin), Werner Krauß (Rabbi Loew; Levy, Sekretär von Süß), Albert Florath (Obrist Röder), Theodor Loos (v. Remchingen), Jacob Tiedtke (Konsistorialrat), Else Elster (Luziana).