Die Rote
Alfred Andersch
Jahr: 1962
Länge: 95 min.
Format: 1,85 : 1
schwarz-weiß
Mailand, 1960. Ruth Leuwerik (Franziska Lukas) kauft am Bahnhof eine Fahrkarte für den „nächsten Zug“, einen Rapido, der nach Venedig fährt. Sie reflektiert ihre Flucht vor ihrem Ehemann Harry Meyen (Herbert Lukas), dem „widerlichen Ästheten“, ihre schon ältere Beziehung zu dessen Chef Richard Münch (Joachim). In Venedig trifft sie in einem Café Rossano Brazzi (Fabio Crepaz), einen Schriftsteller, danach verfolgt sie der Ire Giorgio Albertazzi (Patrick O’Malley). Man erzählt auf dessen Boot einander die Vergangenheit – bei Albertazzi ist es ein Kriegseinsatz als britischer Spion, bei dem in Hildesheim ihn der Gestapo-Mann Gert Fröbe (Kramer) im Knochenhauer Amtshaus durch Folter umdrehte, und er später vor den Engländern nach Italien flüchtete. Leuwerik ist angewidert, als Albertazzi sie mit Fröbe konfrontierte, den er in Venedig erkannt hatte. Sie sucht vergeblich Arbeit, sie braucht Geld und sie traut Albertazzi nicht zu, Fröbe zu erledigen. Der ist mehr wegen Leuwerik in Sorge – ihr traut er es zu. In einer Nacht auf Albertazzis Boot kommt Fröbe hinzu – und Albertazzi vergiftet ihn. Leuwerik nimmt den Zug nach Dortmund.
Ob Käutner ein Portrait der völligen Orientierungslosigkeit attraktiv fand, die Leuwerik mit großer Sicherheit darstellt und zu ihrer permanenten Selbstreflexion kontrastiert: optisch holt er aus dem Roman von Andersch einiges heraus, was dessen Handlung auch ermangeln mag. Doch mit Andersch als Co-Autor war mehr kaum möglich. Alle spielen gut – nur der Stoff lässt sie im Stich.
Mit Gianni Solaro (Verkäufer); Alain Delon (Gastauftritt).
Milan, 1960. Ruth Leuwerik (Franziska Lukas) buys a ticket at the station for the „next train“, a Rapido going to Venice. She reflects on her escape from her husband Harry Meyen (Herbert Lukas), the „disgusting aesthete“, her already older relationship with his boss Richard Münch (Joachim). In Venice, she meets Rossano Brazzi (Fabio Crepaz), a writer, in a café, then the Irishman Giorgio Albertazzi (Patrick O’Malley) pursues her. On the latter’s boat, they tell each other about the past – in Albertazzi’s case it is a wartime mission as a British spy, during which the Gestapo man Gert Fröbe (Kramer) turned him by torture in the Knochenhauer Amtshaus in Hildesheim, and he later fled from the English to Italy. Leuwerik is disgusted when Albertazzi confronts her with Fröbe, whom he recognised in Venice. She looks for work in vain, she needs money and she doesn’t trust Albertazzi to finish Fröbe off. He is more worried about Leuwerik – he trusts her to do it. One night on Albertazzi’s boat Fröbe comes along – and Albertazzi poisons him. Leuwerik takes the train to Dortmund.
Whether Käutner found a portrait of complete disorientation attractive, which Leuwerik portrays with great assurance and contrasts with her permanent self-reflection: visually he gets a lot out of Andersch’s novel that its plot may also lack. But with Andersch as co-author, more was hardly possible. They all play well – only the material lets them down.