Das große Manöver

Originaltitel:
Les grandes manoeuvres
Grandi manovre
Regie:
René Clair
Autor:
René Clair
Jérome Géronimi
Jean Marsan
Land: F-I
Jahr: 1955
Länge: 104 min.
Format: 1,37 : 1
in Farbe

Frankreich, vor dem 1. Weltkrieg, in der Provinz. Gérard Philipe (Armand de la Verne), junger Leutnant bei den 33er Dragonern und Frauenheld, lässt sich mit seinen Kameraden auf eine Wette ein. Noch vor dem Beginn der grossen Manöver in 30 Tagen wird er die Gunst der Frau erobern, die auf dem Rotkreuzball tags darauf das Siegeslos zieht. Das ganze wird auch noch schriftlich festgehalten. Auf dem Ball zieht Mich?le Morgan (Marie Louise Riviere) das Los. Philipe zieht sofort alle Register und steht in Konkurrenz zu Jean Desailly (Victor Duverger), der Morgan heiraten will. Morgan ist abweisend – ungewohnt für Philipe. Er verliebt sich. Dann, auf einem Ball, macht Morgan ihm Hoffnung. Doch seiner Eskapaden wegen wird er für 2 Wochen nach ausserhalb abkommandiert. Morgan erfährt mehr über Philipe und nimmt schließlich Desaillys Antrag an. Doch Philipe kehrt zurück, scheint sich mit Yves Robert (Félix Leroy) zu duellieren, Morgan gerät in Aufruhr. Wieder kommt man näher. Als Robert erkennt, wie ernst es Morgan ist, sieht er sich gezwungen, die Wette, deren Dokumentation er in Händen hält, Morgan zu offenbaren. Als Philipe seinen Kameraden am Vorabend des Manöverbeginns Erfolg oder Mißerfolg offenbaren muß, nennt er keine Namen. Er spricht kurz mit Morgan, die in einer Kutsche vorfährt. Er bittet sie, beim Auszug der Dragoner tags darauf ihr Fenster offen zu halten, damit er sich ihrer Liebe sicher weiss. Tags darauf ziehen die Dragoner vorbei. Das Fenster ist offen. Die Kamera fährt in das Zimmer hinein. Für Philipe nicht sichtbar, erschrickt eine Bedienstete, als sie auf dem Bett Morgans leblosen Körper findet… Clair war 57, als er den Film drehte, seinen ersten Farbfilm. Er lässt mit Distanz, aber in kristallinen Bildern erklärtermassen die Zeit seiner Jugend auferstehen und spult in ihr fast pedantisch, mit ausgeklügelter Farbregie, eine Geschichte um die Ambivalenz der Liebe ab. Ein anderes Thema als Liebe gibt es in diesem Film nicht. Dennoch ist alle Emotion indirekt. Sie läuft nicht über Personen, sondern über die Geschichte: Philipe ist nicht strahlend und jung, sondern nachdenklich, Morgan ist nicht spontan, sondern behutsam, und ein paar Nebenrollen sorgen für das unmittelbar menschliche. Ein unterschätzter Film. Clair drehte das Ende in zwei Fassungen: oben ist die stärkere Fassung beschrieben, in der anderen Version bleibt das Fenster einfach zu und wir sehen etwas später noch Morgan nachschauen… Mit Pierre Dux (Col. Olivier), Jacques Fabri (Philipes Ordonnanz), Jacques Francois (Rodolphe Chartier), Brigitte Bardot (Lucie), Lise Delamare (Juliette Duverger), Jacqueline Maillan (Jeanne Duverger), Dany Carrel (Rose Mousse), Arlette Thomas (Amelie Olivier), Olivier Hussenot (Gervais, Präfekt), Catherine Anouilh (Alice Gervais).

Lied: „Si Tu M’Aimais“, Text und Musik: Georges Van Parys